Bei den UN in New York

Ein besonders aufregende Reise durfte Luis Lattanzio aus der 10.Klasse unternehmen. Er hatte sich als externer Schüler an einem sprachlichen Gymnasium in Rieti (Italien) für ein Projekt der Vereinten Nationen, der NHSMUN (National High School Model United Nations), beworben.
Dabei handelt es sich um eine internationale Konferenz in New York, in welcher Schülerinnen und Schüler aus der ganzen Welt in die Rollen von Diplomaten schlüpfen und den Standpunkt eines ihnen zugeteilten Landes vertreten müssen. Es wurden Themen wie der Klimawandel, der Krieg in der Ukraine, Menschenrechte, Nachhaltigkeit oder Globalisierung diskutiert.
Voraussetzung für die Teilnahme waren sehr gute Englischkenntnisse und die regelmäßige Teilnahme an einem dreimonatigen Vorbereitungsseminar. In Kleingruppen mussten politische Themen und Probleme diskutiert werden und Lösungsstrategien entworfen und vorgestellt werden. Luis nahm an allen diesen Sessions teil und absolvierte diese nachmittags. Trainiert wurde sein sprachliches Niveau zusätzlich von Herrn Kraus und Herrn Piffath.
Hier erzählt Luis von seinen beeindruckenden Erfahrungen:

Am 9. März begann meine Reise zum Projekt der Vereinten Nationen in New York. Da das Projekt über ein italienisches Programm organisiert wurde, flog unsere Delegation von Rom aus in die USA. Nach einem langen Flug kamen wir erst spät im Hotel an, sodass der erste Tag praktisch schon vorbei war.
Am nächsten Morgen begann unser Tag in New York mit einer Tour durch Downtown Manhattan. Wir besuchten Chinatown, Little Italy, die Brooklyn Bridge, den Financial District, das Seaport und das One World Trade Center. Den Abend ließen wir mit einem gemeinsamen Abendessen der Delegationen am Times Square ausklingen – eine beeindruckende Kulisse, die die Vorfreude auf die kommenden Tage noch verstärkte. Der Dienstag stand ganz im Zeichen von Sightseeing. Zunächst besuchten wir das American Museum of Natural History und danach das Metropolitan Museum of Art, zwei der bekanntesten Museen der Stadt. Anschließend spazierten wir durch den Central Park, bevor wir den Abend zur freien Verfügung hatten. In dieser Zeit erkundeten wir weiter Manhattan, ließen die Atmosphäre auf uns wirken und genossen ein gemeinsames Abendessen. Am Mittwoch wurde es dann endlich ernst: Es war der erste Konferenztag. Wir zogen uns elegant an und machten uns auf den Weg zum Hauptquartier der Vereinten Nationen, wo für uns Youth Delegates eine exklusive Tour organisiert wurde. Am Abend fand die feierliche Opening Ceremony statt, bei der Alicia Keys mit „Empire State of Mind“ für uns sang. Danach startete bereits die erste Committee Session. Ich vertrat Jordanien in der World Health Assembly (WHA), und wir begannen mit den Debatten. Am Ende entschied sich unser Komitee für Topic A: “Mitigating High Levels of Exposure to Carcinogenic Agents”. Kaum hatte die Debatte begonnen, bekam ich bereits beim ersten Unmoderated Caucus (eine Debatte, wo wir frei unter uns diskutieren durften) einen Zettel von den Delegationen Chiles und Singapurs mit der Einladung, gemeinsam eine Resolution zu erarbeiten. Dafür brauchten wir die Unterstützung von mindestens 25 % der WHO-Delegationen, um das sogenannte Working Paper später in der Generalversammlung vorlegen zu können.

Die nächsten zwei Tage, Donnerstag und Freitag, waren besonders intensiv. Am Donnerstag-morgen hatten wir einen besonderen Gast: Joe Biden hielt eine zweistündige Rede für uns. Direkt danach ging es mit den Committee Sessions weiter, die von 13:45 bis 17:15 Uhr und dann nochmals von 19:30 bis 23:30 Uhr stattfanden. Auch der Freitag war vollgepackt mit Debatten – sie begannen sogar zwei Stunden früher, da am Abend der Delegates Dance, die offizielle Party stattfand. Am Samstagmorgen versammelten sich alle Hauptdelegationen des Komitees (Für die WHA: das Vereinigte Königreich, Singapur und ich für Jordanien) zur Generalversammlung im Hauptgebäude der UN, wo unsere zuvor ausgearbeiteten Resolutionen vorgestellt und ausgewählt wurden.
Anschließend folgte die Preisverleihung, bei der die besten Delegationen mit dem Award of
Excellence, Award of Distinction und Award of Merit ausgezeichnet wurden. Unsere Delegation konnte sich stolz schätzen – wir gewannen alle drei. Am Nachmittag nutzten wir die verbleibende Zeit für einen Besuch auf dem Empire State Building, doch leider versperrte dichter Nebel die Aussicht auf die Stadt. Besonders bereichernd war es für mich, Menschen aus Guatemala, Kalifornien, Chile und Venezuela kennenzulernen, mit denen ich nun - unabhängig, privat, und eigenständig - ein eigenes Projekt mit Unterstützung der UNHCR weiterführen werde. Unser Ziel ist es, Venezuela aus der Diktatur zu befreien und konkrete Maßnahmen zur Unterstützung der Menschen vor Ort zu entwickeln.
Außerdem war diese Woche hilfreich um meine Englisch-, Spanisch, Portugiesisch- und Französischkenntnisse zu vertiefen. Am Sonntag mussten wir dann Abschied nehmen. Bevor wir jedoch zurück nach Italien flogen, fuhren wir mit dem Bus noch einmal durch Brooklyn und Queens, um einen letzten Blick auf New York zu werfen. Damit endete eine unvergessliche Woche voller neuer Erfahrungen, inspirierender Begegnungen und intensiver Debatten.
Diese Reise wird mir für immer in Erinnerung bleiben und vielleicht werde ich in der Zukunft beruflich in diese Richtung gehen.
Luis Lattanzio